Jordanien 2021
Eine Reise mit lieben Freunden - Renate & Wolfgang
Vorwort
Man muss vorausschicken, dass unsere Freunde die gleiche Reiselust packt wie uns. Die Beiden haben, wie wir, ein äußerst geländegängiges Reisefahrzeug. Wir haben schon vor einigen Jahren gemeinsam Marokko bereist und daraus hat sich eine, uns sehr wertvolle, Freundschaft entwickelt.
Wolfgang war beruflich, im Rahmen mehrerer UNO Einsätze, ca. 2 Jahre in Syrien und auch mehrmals auf Zypern stationiert und hat damals natürlich mit Renate auch Jordanien und Israel mehrfach bereist.
Es ist mittlerweile der 13. Aufenthalt in Jordanien für die Beiden, diesmal aber mit einem Mietauto.
Ihr Angebot uns Jordanien zu zeigen, haben wir natürlich dankend und mit viel Freude angenommen.
Die Geschichte ist Wolfgang‘s große Leidenschaft und er hat die Gabe sie so spannend und lebhaft zu erzählen und in Erzählungen zu verpacken, dass wir ihm stundenlang zuhören könnten.
Aber auch die Zusammenhänge zwischen den Griechen, Byzantinern, Osmanen und hier ganz besonders den Nabatäern, Omaijaden und Abbasiden und Römern aber natürlich auch den Kreuzrittern sind an Spannung kaum zu überbieten.
Ich kann hier gar nicht alle aufzählen, da muss ich wohl noch etliche Male nachlesen.
Apropos nachlesen: Renate hat für uns eigens einen Reiseführer geschrieben; natürlich bebildert und mit allen wichtigen geschichtlichen Details unserer Reise.
EIN GROSSES DANKE AN EUCH
AMMAN - 30.09.21
Gegen 1800 landen wir bei strahlendem Wetter in Amman. 3,5 Stunden Flug waren erträglich.
Die Zwei Stunden davor am Flughafen waren dem bürokratischen Wahnsinn geschuldet.
„Mach‘s dir doch selbst“:
Obwohl wir schon am Vortag im Netz eingecheckt hatten, mussten wir natürlich die Koffer aufgeben. Sämtliche Schalter waren unbesetzt, aber davor gab es wieder einmal einen neuen Automaten - einer der die Kofferschleife ausdruckt, die man selbstverständlich selbst anbringen muss. Danach, vor den leeren Check-In Schaltern stand eine junge Dame, die uns anwies den Koffer auf die Waage zu legen, die Schleife zu scannen - und weg war der Koffer.
Flux, da waren schon wieder einige Angestellte eingespart - und alle machen widerstandslos die Arbeit für die Fluglinie. Wohlgemerkt, unser Flug war Linie und nicht Charter, oder gar ein 29€ Billigflug.
Sicherheits-Check:
Das übliche Procedere, aber heute, wie könnte es anders sein, bei mir eine Spezialüberprüfung auf Sprengstoff. Wahrscheinlich, weil ich doch optisch einem Taliban-Kämpfer zum verwechseln ähnlich bin.
Alles wird peinlich genau mit einem Teststreifen abgewischt, sogar mein Kamera war verdächtig.
Ich würde nie im Leben eine Leica sprengen - ich schwör‘s!!!
Dann kommt Corona zum Tragen:
• Trotz dreimaliger Impfung und Antikörpertest - den Impfpass hat niemand sehen wollen.
• PCR-Test vom Vortag -unbedingt in Papierform und auf englisch oder arabisch.
• Internet-Registrierung in Jordanien - ebenfalls ausgedruckt.
• Nachweis über eine Krankenversicherung - schriftlich.
• Einreiseformular händisch ausgefüllt.
Zu meinem Erstaunen bekamen wir iim Flieger sogar einen warmen Snack.
In Amman werden wir von einem Fahrer zur Mietwagenfirma abgeholt und übernehmen unser Fahrzeug - einen geräumigen Hundai (7 Sitzer, ähnlich einem VW-Bus).
Eine Stunde im immensen Abendverkehr bis zu unserem Hotel, dem „Corp Amman“. Die kleine böse Überraschung: es ist nur ein Zimmer reserviert, obwohl Renate 2 gebucht und auch schon bezahlt hatte. Nachdem der Tourismus zur Zeit eher stagniert, ist es nicht wirklich ein Problem. Wir bekommen schöne Zimmer, aber leider kein Bier. Aber dafür im Hotel gegenüber - großartig!!
Wüstenschlösser: Azraq - Amra - Kharana - 1.10.21
Qasr Al Azraq
Wir verlassen Amman Richtung Osten nach Azraq.
Im Qasr, in dem einst auch „Lawrence von Arabien“ überwintert hatte, erwartet uns am Eingang ein tonnenschweres Steintor, das sich bis heute problemlos öffnen und schließen lässt - Renate schafft das.
Im Inneren fällt zuerst die spezielle Bauweise der Gewölbe auf - das typische Kraggewölbe - diese wurde von den Ägyptern übernommen. Teilweise sind sie noch nach Jahrhunderten erhalten.
Am Steinboden des Wachtturms finden sich auch noch runde Einkerbungen, je sieben Stück in zwei Reihen nebeneinander. Hierbei handelt es sich um ein Spiel, das mit kleinen Steinen gespielt wird. Den Wachen war offensichtlich öfter einmal langweilig.
Des Weiteren beherbergt das Qasr einen großen Innenhof mit Wohn- und Stallungsgebäuden.
Qasr Amra
Hier sind wir nur mehr wenige Kilometer von der Saudi Arabischen Grenze entfernt.
Hierbei handelt es sich um ein Hamam das etwa um 700 n.Ch. Vom omaijadischen Kalifen Al-Walid I. erbaut wurde.
Berühmt wurde es durch die Fresken - darunter auch Personen und nackte Frauen, die zur Zeit der Entstehung des Islam bereits verboten waren. (Bildliche Darstellungen von Personen sind bis heute verpönt).
Den Überlieferungen nach war es ein Bade-, sowie ein Lusthaus. Aber mitten in der Wüste???
Qasr Al-Kharana
Im 7. Jahrhundert erbaut und bis heute sehr gut erhalten. Es war eine prunkvolle Residenz des Kalifen, was man innen an den hohen Räumen mit Säulen und Kapitälchen unschwer erkennen kann. Die wie „Schießscharten“ aussehenden Öffnungen in der Mauer, waren zur Belüftung und Kühlung des Gebäudes da und nicht zur Verteidigung.
Es ist in der heutigen Zeit ja üblich, dass sich Besucher auf irgendeiner Art in Gebäuden verewigen, die älteste Form dieser Art stammt aus dem Jahr 710 n.Ch. Der Eintrag wurde damals mit schwarzer Tinte auf den Stein gemalt und ist heute noch lesbar - allerdings nicht für uns, denn er ist arabisch.
Abends gehen wir dann in das gegenüber liegende Regency Palace Hotel in die Bar, um endlich ein kühles Bier zu bekommen, ja und die King Prawns waren auch nicht zu verachten. Am späteren Abend feiern dann völlig westlich gekleidete Jugendliche offensichtlich einen Polterabend. Ein gelungener Abend.
Jerash - 2.10.21
Wir wollen nach Jerash, der Hauptstadt der „Provincia arabica“ im römischen Reich.
Sie war einst eine blühende Stadt, bis sie im 7.Jh. von muslimischen Truppen erobert und schließlich 747 durch ein schweres Beben zerstört wird.
Ein ausgedehnter Spaziergang lohnt sich sehr, zumal einige Teile der Stadt gut erhalten bzw. schön wiederhergestellt wurden.
Durch den Hadriansbogen, vorbei am Hippodrom gelangen wir zum Südtor. Dahinter eröffnet sich das ovale Forum mit Blick auf den Zeus Tempel.
Der Cardo Maximus (die Einkaufstrasse) verläuft, wie in allen römischen Städten, in Nord-Süd Richtung. Im rechten Winkel zu ihm verläuft der Decumanus Maximus.
Große Kreuzungen dieser Art nennt man auch Tetrapylon, weil dort dann vier Pylonen stehen.
Das Marcellum war der Fleisch und Fischmarkt mit dem Oktogon in der Mitte, das als Fischbecken benutzt wurde.
Das Nymphäum - ein riesiger Brunnen mit sieben wasserspeienden Löwen ist noch heute beeindruckend. Der Überschuss floss direkt in die Cloaca Maxima (römisches Kanalsystem).
Schließlich wandern wir noch zum Artemis Tempel und zu einem Steinsägewerk aus dem 6.Jh.
Nachdem wir heute der Sonne gnadenlos ausgeliefert waren, freuen wir uns jetzt aber richtig auf ein kühles Bier, das in der 0,33cl Flasche um wohlfeile 6JOD, das sind etwa 7 € angeboten wird. Tja, in einem muslimischen Land ist Bier ein Luxusartikel.
Für heute Abend haben Renate und Wolfgang ein typisch jordanisches Restaurant ausgesucht - und ja, wir wurden nicht enttäuscht.
"Tawnheen Al Hawa"
Es ist orientalisch eingerichtet, super freundliches Personal und gutes Essen.
Dinge, die ich zu Hause nicht mochte, habe ich hier in Jordanien schätzen gelernt. Speziell der Hummus - er ist hier eine seidenweiche Paste, schmackhaft und nicht ein bisschen mehlig. Kein Vergleich zu dem, was ich in Österreich bisher vorgesetzt bekam.
Fattoush - ein libanesischer Brotsalat
Taboulé - Couscous mit Gemüse, Petersilie….
Falafel -
Auberginenpaste
Baba Ghanoush -
und natürlich viele Varianten des köstlichen Fladenbrotes.
Madaba - 3.10.21
Ab in den Süden !!
Madaba, die Stadt der Mosaike. Wir wohnen direkt im Zentrum neben der Moschee und einer christlichen Kirche, der St.John‘s Church, die am höchsten Punkt der Stadt steht.
Die St.Georgs Kirche: sie ist durch das weltberühmte „Palästinamosaik“ bekannt. Das dargestellte Gebiet reicht von Unterägypten bis zum Libanon, im Mittelpunkt liegt Jerusalem. Dieses Mosaik zeigt, wie auch die Kirche nach Osten - Norden ist daher links. Lustig sind die Fische im Jordan - vor dem toten Meer drehen sie um, denn dort ist es ihnen zu salzig.
Im Burnt Place und im archäologischen Park wurden ebenfalls viele Mosaike freigelegt.
Die Kirche der Jungfrauen mit dem Hippolytus Saal und der barbusigen Aphrodite.
Im Mosaikmuseum findet man noch eine Besonderheit: „Bacce und Satyr“ - zwei Hermaphroditen die miteinander tanzen.
Zu Mittag ein Essen unter dichtem Baumschatten im Haret Jdoudna. Ein paar Falafel und Salate und natürlich eiskaltes Bier.
Jetzt beziehen wir unser Zimmer im St.John‘s Hotel - eine eifache, aber sehr saubere Unterkunft mit einem äußerst netten Chef, der ins auf‘s Freundlichste empfängt.
Danach besuchen wir noch die St. John‘s Kirche, Wolfgang und ich besteigen noch den Kirchturm, auf dem uns Madaba zu Füßen liegt.
Beim Abstieg fordert mich dann der Pfarrer auf mit ihm die Glocken zu läuten - das geht hier noch wie früher mit langen Seilen.
Auf der Dachterrasse unseres Hotels werden wir heute zu Abend essen.
Den wunderschönen Blick über die Stadt genießen wir bis zum Sonnenuntergang.
Wie fast jeden Abend erweitert Wolfgang unseren geschichtlichen Horizont und erklärt uns viele Zusammenhänge der Abläufe, die sich hier in den früheren Jahrhunderten ereignet haben. Sein Geschichtswissen imponiert mir unheimlich und er kann es wirklich spannend vermitteln.
Mount Nebo - Totes Meer - 4.10.21
Heute Morgen nehmen wir auf der Fahrt zum Mount Nebo noch die Apostelkirche mit.
Auch hier wird gerade restauriert und dokumentiert, zu diesem Zwecke feuchten die jungen Damen, die hier arbeiten, die Mosaike vorsichtig an, weil so die Farben schöner hervorkommen. So kommen wir zu schönen Photos.
Mount Nebo
Von hier dürfte Moses das erste Mal das gelobte Land (Kanaan)gesehen haben, auch wenn er es nie betreten durfte, weil er vorher verstarb. Wir haben einen herrlichen Blick auf das Jordantal und das tote Meer. Leider ist es ziemlich diesig, aber trotzdem kann man die karge Schönheit dieser Gegend wahrnehmen. ( Ein wenig Überzeugungskraft musste Moses schon gehabt haben, um seinen Anhängern so eine karge Landschaft als Ziel der langen Reise verkaufen zu können).
Das Schlangenkreuz am Mount Nebo.
Totes Meer
Von jetzt an geht es steil bergab zum tiefsten Punkt der Erde, dem toten Meer.
Das Hilton Resort & Spa Hotel erwartet uns mit einer ungewöhnlichen Maßnahme - das Handgepäck wird gescannt und man nimmt mir meinen medizinisch wichtigen Grappa weg. All mein Protest nützt nichts - Fremdgetränke sind verboten und werden beschlagnahmt (wir bekommen ihn beim Auschecken wieder).
Das ist in so einem Land „Medizinentzug“.
Wir haben es uns zur Gewohnheit gemacht, in Ländern, in denen die Wasserqualität unsicher ist, in der Früh nach dem Zähneputzen und abends einen Grappa zu trinken. So konnten wir in Ägypten, Israel, Marokko (bis auf eine Ausnahme), Mauritius, Griechenland, Albanien, Montenegro, Kuba ( die zweite Ausnahme - da wars kein Grappa, sondern Rum - zu schwach?) und auf diversen Karibikinseln immer schlimmen Durchfall vermeiden.
Was die Leute vom Hotel nicht wussten, ich hatte im Koffer noch einen Whisky vom Flughafen, tja den Koffer haben sie nicht gescannt - somit waren wir versorgt.
Als Erstes gingen wir, meiner Haut zu Liebe, ins tote Meer baden und rieben uns mit dem dort vorhandenen schwarzen Schlamm ein.
Schlussendlich in einem libanesischen Restaurant Abendessen und dazu, wie könnte es anders sein: ein kühles Bier.
Totes Meer - 5.10.21
Am Morgen ein schöner Blick Richtung Israel.
Heute haben unsere beiden Damen Geburtstag - das muss natürlich ausgiebig gefeiert werden. An der Bar mitten im Pool stießen wir mit einer Flasche Prosecco auf unsere Geburtstagskinder an und genossen den Tag mit Faulenzen und „Salzbaden“.
Kings Highway nach Umm ar Rassas, Wadi Mujib und Kerak - 6.10.21
Der Kings Highway stellte schon im alten Testament eine wichtige Verbindung in den Süden dar, als Via Nova Trajana.
Umm ar Rassas
War schon im 7.Jh.v.Ch. besiedelt und wurde später durch die Römer zum Kastron Mefaa.
Die Bodenmosaike sind Weltkulturerbe und wurden durch die Muslime (im Zuge des Ikonoklasmus) nicht völlig zerstört, sie entfernten nur die Gesichter und die Fische (christliche Symbole - „Iesus Christos Theou Yios Soter“ / Jesus Christus Gottes Sohn Erlöser => Ichthys = Fisch). Bis heute ein Symbol der Christen.
Es ist schon erstaunlich, dass gerade manche Gewölbe das Erdbeben überstanden haben.
Wadi Mujib
Eine mehr als eindrucksvolle Landschaft, die sich über 1300 Höhenmeter erstreckt.
Kerak
In Kerak fahren wir zuerst auf die Burg. Sie wurde 1161 n.Ch. Von den Kreuzrittern fertiggestellt zum Zwecke der Kontrolle des Handels zwischen Damaskus und Mekka.
In weiterer Folge wurde sie zum Zankapfel der Geschichte: Saladin, die Osmanen und das große Erdbeben taten das Ihre.
Kerak ist ein bekanntes Beispiel der Kreuzfahrerarchitektur, einer Mischung aus europäischem, byzantinischem und arabischem Stil.
Im Quartier angekommen trifft uns fast der Schlag. Unsere Zimmer liegen im Keller, vergitterte Kellerfenster und das Bad ist eine Katastrophe. Eine völlig verrostete ekelhafte vergammelte Dusche - da will ich nicht einmal meine Zehen hinein strecken.
Da waren ja die schlechteste Casa Particular in Cuba schöner.
Mit dem Taxi kurz beim Liquor Store vorbei, 6 Biere gebunkert und ab ins Restaurant "Amasina". Dort haben wir einen strategisch günstigen Platz gewählt und unterm Tisch dann das Bier in unsere Gläser gefüllt - ist keinem aufgefallen.
Über Shaubak nach Petra - 7.10.21
Shaubak (Montreal) war die erste Kreuzritterburg in Transjordanien, erbaut 1115 n. Ch. und als Mons Realis oder Montreal benannt. 1189 durch Saladin nach langer Belagerung erobert und im 19.Jh. durch die Osmanen.
In Petra gab es 1983 ein einziges Haus - das „Government Resthouse“.
Heute ist Petra eine Stadt.
Wir beziehen das Petra Moon Hotel, ganz in der Nähe zum Eingang der antiken Stadt gelegen.
Wir gehen früh zu Bett, denn morgen wird es anstrengend.
Petra - 18.10.21
Wir stehen um 0500 morgens auf, damit wir nicht allzu viele Touristen im „Siq“ ( das ist eine tiefe und sehr enge Schlucht die den Zugang zum antiken Petra ermöglicht) antreffen und schöne Photos machen können.
Heute ist Freitag und somit Feiertag in Jordanien. Trotz der Uhrzeit sind wir leider nicht alleine, was bedeutet, dass vor jedem schönen Motiv Leute stehen, um ihre dämlichen Selfies zu machen oder zu posieren.
Mit etwas Geduld kann ich es aber erwarten um freie Sicht zu bekommen.
Khazne al-Firaun
Am Ende des Siq erwartet uns das weltberühmte Schatzhaus in leuchtendem Goldgelb.
Es eröffnet sich uns eine überwältigende Kulisse, wie ich sie seit Ägypten nicht mehr erlebt habe. Gigantische Häuser und Grabbauten, allesamt aus dem gelben bis grauen Sandsteinfelsen gehauen.
Dieser Sandstein ist stellenweise von vielen bunten Adern durchzogen, sodass sich ein enormes Farbenspiel in golden, roten und blauen Pastelltönen ergibt - natürlich auch im Inneren der Paläste und Gräbern.
Auch die Römer (ca. 2.Jh.v.Ch) hinterließen hier ihre Spuren in Form von Tempeln und einem Amphitheater.
Ebenso finden sich byzantinische Kirchen mit wunderschönen Mosaiken.
Auch Petra wurde durch das große Erdbeben 747 n. Ch. zerstört, zumindest die freistehenden Gebäude. Die in den Sandstein gehauenen Monumente haben größtenteils überlebt, ihnen hat aber die Verwitterung teils stark zugesetzt.
Als die Osmanen einfielen wurden wiederum viele Mosaike und figurale Darstellungen zerstört, da den Muslimen ja solche verboten sind, also muss man sie in eroberten Kulturen zerstören, was leider bis heute passiert.
Am späten Vormittag starten wir den Aufstieg zum "Felsentempel Ad Deir".
Über steile und unregelmäßig hohe Steinstufen geht es in der prallen Sonne ca. 2,5 Stunden bergauf - für uns als Ungeübte eine ziemliche Strapaze.
Entlang des Weges stehen unzählige Stände, wo die Einheimischen ihre Waren und Souvenirs aufdringlich feilbieten: Den üblichen Ramsch, aber auch schöne Tücher aus Kamelhaar und angeblich selbst ausgegrabene Tonscherben, Münzen und Öllämpchen. Bei näherer Betrachtung sieht man aber gleich, dass diese meist nicht alt sind und falls doch, so wäre die Ausfuhr streng verboten. Also kaufen wir nichts.
Endlich oben angekommen, sind wir total erschöpft und trinken erst einmal Wasser und türkischen Kaffee, der wie in vielen arabisch geprägten Ländern mit Kardamom zubereitet wird. Der Abstieg gestaltet sich auch schwierig, aber nicht ganz so schweißtreibend.
Die Talsohle erreicht gönnen wir uns erst einmal ein kühles Bier. Sogar Christine trinkt es, was sie sonst nie tut.
Wir wollen nicht nochmal die 4 km bis zum Eingang zu Fuß zurücklegen, also mieten wir uns drei Kamele (Renate geht zu Fuß). Die müssen aber einen anderen Weg nehmen, da die Tiere nicht durch den Siq. dürfen. Dieser endet an einer Polizeistation. Von dort geht es mit dem Taxi ins Hotel.
Jetzt ab ins Hamam, um nach der rituellen Waschung, bei einer tollen Massage unsere Knochen und Muskeln wieder auf Vordermann bringen zu lassen. Ein herrliches Gefühl.
Morgen haben wir nämlich ähnliche Strapazen zu erwarten.
Petra 2 - 9.10.21
Wieder stehen wir um 0500 auf und starten um 0600. Gemütlich schlendern wir durch den menschenleeren Siq zum Schatzhaus.
Heute trennen sich unsere Wege, Renate und Wolfgang gehen den geplanten Weg nur zum Teil und das von der anderen Seite.
Wir gelangen über einen sehr steilen und anstrengenden Treppenweg zum „Hohen Opferplatz“. Hier oben werden wir allerdings mit einem traumhaften Rundblick belohnt.
Der Rückweg führt uns durch die Fasaraschlucht, wieder über steile Sandsteintreppen bergab, die teils schon ausgewaschen und auch mit gutem Schuhwerk sehr rutschig sind.
Wir erreichen das Löwenrelief, später das Gartengrab.
Der „Bunte Saal“ ist das einzige Triclinium (Ein dreigeteilter Beräbnis - Feiersaal) in Petra, das innen dekoriert ist und zwar mit Sandsteinadern in wunderschönen Pastelltönen. Vorbei am Renaissancegrab erreichen wir nach langem Marsch in der prallen Sonne wieder das römische Theater.
Die Königswand
Endlich ein kühles Bier - wir treffen unsere Freunde wieder und gehen gemeinsam zur "Königswand" mit den fünf imposanten Königsgräbern. Eines davon wurde im 5.Jh. zu einer Kirche umgewandelt.
Zurück bei der Schatzkammer nehmen wir eins der neuen Elektofahrzeuge, das uns durch den Siq zum Eingang bringt. Wir hätten heute nicht noch einmal weitere eineinhalb Stunden gehen können. Die letzen beiden Tage waren einfach zu anstrengend für uns alle.
Am Weg zum Hotel besuchen wir noch das neu errichtete „Petra Museum“. Nach einer dringend notwendigen Dusche und einem ebenso dringlichen Abendessen treffen wir uns noch zu einem von mir medizinisch verordnetem Whisky. Bis jetzt hat diese Therapie Wirkung gezeigt - keiner von uns bekam bis jetzt Durchfall.
Diese Form der Prävention hat sich schon in Ägypten und anderen fernen Ländern meist bewährt.
Wadi Rum - 10.10.21
"Die sieben Säulen der Weisheit" am Eingang in's Wadi Rum - inspirierten T. E. Lawrence (Lawrence von Arabien) zum Titel seines gleichnamigen Roman.
Ausschlafen !!! Gemütliches Frühstück und dann machen wir uns auf den Weg ins Wadi Rum. Nach der Registrierung treffen wir noch Ibrahim - ein langjähriger Freund von Renate und Wolfgang. Er lädt uns zum Tee ein und so lernen auch wir seine Familie kennen. Wir lassen unser Auto in Rum Village stehen und werden zum Beduinen-Wüstencamp (Quiet Village Camp) abgeholt.
Es liegt am Fuße eines monumentalen Felsens, der in der Nachmittagssonne rötlich leuchtet. Eine imposante Erscheinung.
Jetzt warten wir auf das Abendessen.
Sobald die Sonne untergeht gibt es Tee am Lagerfeuer und es werden Fackeln und Kerzen entzündet. Einer der Ansässigen spielt auf einer Art Laute arabische Musik - ist nicht mein Fall, passt aber in das Ambiente.
Endlich gibt es Essen. Das jordanische Nationalgericht: Mansaf ein sehr traditionelles Gericht, das aus der Küche der Beduinen stammt. Es wird auf einem großen Teller serviert und hat Reis als Grundlage, der gleich einem Berg auf dem Teller liegt und bis an den Tellerrand reicht. Der Reis ist durchsetzt von Nüssen und Trockenfrüchten und bedeckt mit Huhn- und Ziegenfleischstücken.
Das Besondere - es mittels Brotfladen mit den Fingern gegessen: Aber nur mit der rechten Hand - die linke ist unrein.
Wir starten den Versuch, stellen uns aber eher ungeschickt an und greifen dann doch zum Besteck.
Allradtour durchs Wadi Rum - 11.10.21
Wir starten um 0900 mit Hussein, unserem Fahrer, zur.....
Lawrence‘s Spring. Für uns aber zu weit zum hochklettern. (Der kleine grüne Busch).
Siq al Khazali - eine Schlucht mit Steininschriften der Nabatäer. Da gehen wir natürlich rein - spektakulär.
Lawrenece House - einige Reste stehen noch, aber sonst eher unspektakuläre Eindrücke.
Mushroom Rock - ja ein Schwammerl in der Wüste.
Burdah Bridge Viewpoint - in der Ferne sieht man eine natürliche Steinbrücke.
Lunch in einer kleinen Felsnische - Hussein breitet einen Teppich für uns aus und wir rasten ein wenig. Hussein sammelt kleine Wurzeln vom Wüstengras und macht ein Feuer für den Tee. Dazu reicht er uns Biskuits. In der Zwischenzeit bereitet er einen Eintopf aus Bohnen und Tomaten, dazu Gemüse, Käse und weitere Leckereien. Alles sehr schmackhaft.
Um Fruth - diesmal eine tolle Steinbrücke. Ich klettere als Einziger hinauf, was sich als gar nicht so einfach erweist. Das Gefühl oben ist einzigartig. Der Abstieg ist noch ein wenig schwieriger, aber geschafft!!
Chicken Rock - das Wüstenschwein (manche bezeichnen den Stein auch als Henne mit Ei).
Qattar - eine Quelle, diesmal gehen wir hinauf, aber man sieht nur zwei kleine Ausnehmungen im Fels, die mit Wasser gefüllt sind. Aber der Blick von dort oben ist großartig.
Sunset Camp - hier warten wir auf den Sonnenuntergang.
Das eigentlich Atemberaubende ist aber die Landschaft des Wadi Rum - abwechslungsreich und unvergleichlich.
Zurück im Camp bekommen wir ein besonderes Essen.
"ZARB": Dabei werden Fleisch, Erdäpfel, Gemüse in einem Erdofen zubereitet. Der Ofen wird mit Feuer beheizt, dann befüllt und mit einem Deckel verschlossen und mit Sand abgedeckt. Nach etwa 1,5 - 2 Stunden wieder geöffnet und alles ist fertig. Dazu gab es natürlich noch Gemüse, Salate und nicht zu vergessen - Fladenbrote.
Großartiger Geschmack, also wieder ein gelungener Abend.
Auf nach Aqaba - 12.10.21
Um 0900 werden wir von Hussein wieder zu unserem Wagen gebracht.
Aqaba - Bedouin Garden Village Hotel.
Bei unserer Ankunft sind wir enttäuscht. Ein eher heruntergekommenes Haus, das eher an ein Youth-Hotel erinnert. Also suchen wir etwas anderes in der Nähe, obwohl das ursprüngliche Quartier schon bezahlt ist.
Und wir werden fündig: Das Tala Bay Resort.
Ab ins Meer und den Wüstenstaub los werden. Ein schönes Zimmer mit Blick auf die Sinai-Halbinsel. Einen Sprung ins Meer können wir jetzt nicht auslassen.
Mit einem Essen, gekühltem Bier mit Bauchtanzbegleitung beschließen wir den Abend.
Langsam ist das Ende unserer Reise in Sicht, aber die Stimmung ist sehr positiv.
Aqaba - 13.10.21
Relaaaaaaaax !
Das Frühstücksbuffet gestaltet sich etwas mühsam - überall sind Plexiglaswände aufgebaut, somit ist kein Selbstzugriff möglich. Dahinter steht ein Mann für das ganze Buffet, also - Schlangenbildung.
Ja, dann eine schattige Liege am Pool und Nichtstun. Ich lese gerade zu Hause hat es 8 Grad - hier 36 !!!
Am Abend geht‘s mit dem Taxi in die Stadt zum Ali Baba Restaurant, wo wir köstlichen Meeresfrüchten frönen.
Blich auf die Sinai Halbinsel.
Morgen müssen wir wieder nach Amman zurück.
Zurück nach Amman - 14.10.21
Amman - 15.10.21
Ausgiebig gefrühstückt, nehmen wir ein Taxi zur Zitadelle, dem antiken Teil der Stadt. Wir bezahlen 2 JOD (2,5€) - ein fairer Preis, wie wir meinen. Der Rezeptionist hat das Taxi bestellt und uns gesagt, wir sollen auch beim Zurückfahren ja nicht mehr bezahlen.
Angekommen, besichtigen wir die Ausgrabungen und genießen den Vormittag.
Taxi zurück - 10 JOD, die Schlitzohren sind zu keinen Verhandlungen bereit, also gehen wir zu Fuß den Hügel runter zum römischen Theater und zum Odeon, welches nur für musikalische Darbietungen vorgesehen war. Von dort nehmen wir ein Taxi mit Taxameter (erstmalig) und siehe da: 1,65JOD, und er hat sich noch für‘s Trinkgeld bedankt, wir gaben ihm 2JOD.
Aber Schlitzohren gibt es auch bei uns.
Wir rasten noch ein wenig, da wir um 2400 zum Flughafen abgeholt werden.
Rückflug - 16.10.21
Unsere AUA-Maschine geht um 0300 - wir bekommen warmes Frühstück und sind um 0620 in Wien. Noch ein gemeinsamer Kaffee mit frischen Croissants mit Renate und Wolfgang, dann nehmen wir Abschied.
Taxi nach Hause - ich traue meinen Ohren nicht, er verlangt von Schwechat in den 16. Bezirk satte 60€. Soviel habe ich noch nie bezahlt, nicht einmal annähernd.
Wir nehmen den Bus zum Westbahahnhof um 16€. Auf der Fahrt fällt mir ein, wir hätten auch einen UBER Fahrer nehmen können. Ja, mein Handy zeigt mir, es hätte 30€ gekostet.
Das zum Thema „Schlitzohren“. Die Taxis in Wien sind schon unverschämt, aber die Schwechater Taxifahrer sind schon eine echte Mafia. (Nur zum Vergleich, in Berlin haben wir für eine 35min Fahrt vom Flughafen in die Stadt 22€ bezahlt).
Schön dass es UBER gibt, oder man bestellt rechtzeitig ein Wiener Airporttaxi, die sind auch sehr OK.
Das nächste Mal machen wir es bestimmt besser.
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Ein Bisserl Allgemeines zu Jordanien:
ein Auszug aus Renates Reiseführer - © erhartt
Entstehung des heutigen Staates Jordanien
Eigentlich beginnt die Entstehung des Staates Jordanien mit dem Aufstand der Araber gegen das Osmanische Reich.
Während des ersten Weltkriegs waren die Osmanen mit Deutschland und Österreich verbündet. Die Engländer versuchten, durch Anzettelung eines Aufstandes der arabischen Beduinenstämme, das Osmanische Reich zu schwächen, bzw. osmanische Truppen im Raum des heutigen Jordanien zu binden. 1916 versprachen die Engländer Sheriff Hussein von Mekka, ihm bei der Bildung eines arabischen Reiches zu helfen. Diese Versprechungen wurden ihm durch E.T. Lawrence übermittelt. 1916 brach dann der Aufstand los, der zum Zusammenbruch des Osmanischen Reiches beitrug.
Im selben Jahr, in dem die Engländer den Arabern ein selbständiges Königreich versprachen, teilten sie sich mittels des SYKES-PICOT Abkommens den Nahen Osten mit Frankreich auf.
Frankreich sollte Syrien und den Libanon bekommen, England das Mandat über Palästina, sowie den Irak. Um das Maß dieser Perfidie voll zu machen, versprachen die Briten auch noch 1917 in der BALFOUR- Erklärung den Juden, sie bei der Errichtung einer nationalen Heimstätte in Palästina zu unterstützen- eine Zusage, die bereits während des 2.
Weltkrieges widerrufen wurde. Die Auswirkungen dieser Politik reichen bis in unsere Tage und sind verantwortlich für das „Pulverfass Naher Osten". 1920 wurde Hussein aus der Familie der Hashemiten mit seinen Söhnen Feisal und Abdallah aus Mekka vertrieben.
Feisal ging nach Syrien, wo er sich im März 1920 zum König proklamieren ließ. Bereits im Juli wurde er aber von den Franzosen abgesetzt und ging nach Großbritannien ins Exil. Ein Jahr später schlug Winston Churchill vor, ihn als König im Irak einzusetzen.
Abdallah, sein Bruder, erkannte, dass das Land jenseits des Jordan (Transjordanien) für die Engländer kaum von Interesse sein könne, und bot ihnen an, mit seinem Stamm dorthin zu ziehen und sich in dem unfruchtbaren Wüstenland niederzulassen. Nach ihrem Einverständnis zog er mit 300 Mann nach Ma'an und weiter nach Amman, um den
Beduinenstämmen zu erklären, dass er nun ihr König wäre.
Der damalige Kolonialminister Winston Churchill stimmte einer zuerst zeitlich begrenzten Regierung Abdallahs zu, da er darin eine Möglichkeit sah, das Versprechen auf arabische Unabhängigkeit doch noch einzulösen. Er war es auch, der die Grenzen des heutigen Jordanien während einer Sitzung auf dem WC zeichnete, wobei - aus welchem
Grund auch immer- er plötzlich eine ruckartige Bewegung machte- so
entstand der Knick an der Ostgrenze Jordaniens.
Transjordanien wurde nun erstmals als eine eigene Einheit definiert, hatte aber weder eine nationale Identität noch eine ökonomische Basis.
1937 empfahl die PEEL Kommission eine Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Teil, wobei der arabische Teil mit Jordanien vereinigt werden sollte.
1946 wurde Jordanien unabhängig, der britische Oberbefehl über die Armee und die finanzielle Abhängigkeit von Großbritannien blieb aber bestehen.
1947 kam der UN - Teilungsplan, der weitgehend dem Vorschlag der Peel-Kommission entsprach.
Noch vor dem ersten israelisch-arabischen Krieg traf Abdallah ein Abkommen mit den Israelis, dass er nur an den Gebieten am westlichen Jordanufer (die von den Vereinten Nationen den Arabern 1947 zugesprochen worden waren), sowie an den Heiligen Stätten in
Jerusalem interessiert wäre und auch nicht weiter vordringen wolle. Von vielen Arabern wurde das als indirekte Anerkennung Israels gesehen und verurteilt.
1948 wurde dann der Staat Israel ausgerufen und es kam sofort zum Ausbruch des ersten arabisch-israelischen Krieges, bei dem Jordanien seine Grenzen ausdehnen und die Westbanks sowie Ostierusalem annektieren konnte.
1949 konnte Abdallah dann offiziell das Königreich Jordanien
ausrufen. 1951 fiel er während des Gebets in der Al Aqsa Moschee einem Anschlag zum Opfer. Nachfolger wurde sein Sohn Talal, der aber nach 13 Monaten wegen angeblicher Schizophrenie abdanken musste.
Ihm folgte 1952 mit gerade 16 Jahren sein Sohn Hussein, der 1999 verstarb, obwohl sein Bruder Hassan in Talal offizieller Thronfolger war, folgte Husseins Sohn Abdullah ihm auf den Thron.
Wichtige Persönlichkeiten
Johann Burckhard (Wiederentdecker von Petra)
*25.11.1984 Lausanne
+ 15.10.1817 Kairo
1808 machte sich Burckhard im Auftrag einer Londoner Gesellschaft zur Förderung der Entdeckung des inneren Afrikas auf den Weg nach Arabien, um den Niger zu erkunden.
Zur Vorbereitung dieser Reise verbrachte er zwei Jahre in Aleppo und Damaskus, um die arabische Sprache zu lernen und sich mit den Grundlagen des Islam zu beschäftigen. Im
Sommer 1812 ritt er unter dem Namen „,Scheich Ibrahim" durch das heutige Jordanien.
Er fertigte die ersten Grundrisse von Jerash an und hörte von Einheimischen Gerüchte über eine geheimnisvolle, unbewohnte Stadt mit prächtigen Fassaden. Für Burckhard war klar, es müsse sich um das antike Petra handeln. Die Beduinen wollten ihm aber den Weg nicht zeigen. Da er wusste, dass in der Nähe Petras das Grab von Aaron liegen musste, der als Harun einer der Propheten des Islam ist, erklärte er den Beduinen, er habe ein Gelübde abgelegt, an dessen Grab zu beten und vorher könne seineSeele keine Ruhe finden.
Dem konnten sich die Beduinen nicht verschließen und somit war Burckhard der erste Europäer der Neuzeit, dem es gelang, Petra zu sehen.
Alois Musil (Scheich Musa Ibn Nemsa ar Ruejli)
*30. Juni 1868 in Mähren
+ 12. April 1944 Otryby Tschechoslowakei
Alois Musil war ein Vetter 2. Grades des Schriftstellers Robert Musil.
Er wuchs in bäuerlichen Verhältnissen auf, studierte an der Universität Olmütz Theologie, wo er cum applauso 1895 zum Doktor der Theologie promovierte.
Anschließend begab er sich zum Bibelstudium nach Jerusalem, von wo aus er 1896 in 5 Tagen nach Madaba wanderte.
1908 und 1909 erforschte er von Damaskus aus die Wüstenzonen im Süden und Osten der Stadt. Der Auftrag der k.u.k. Regierung in Wien lautete: Ergänzung der vorhandenen Landkarten, topographische Beschreibung der Region sowie umfassende Aufzeichnungen der dortigen Stämme und Sippen.
Außerdem sollte er zwischen der Hohen Pforte in Konstantinopel, die mit Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich verbündet war, und den arabischen Fürsten, die mit den Engländern sympathisierten, vermitteln. Sein Plan sah vor, eine Annäherung zwischen Arabern und Türken nach dem Vorbild Österreich/Ungarns zu erreichen, aber dennoch die Annäherung der Stämme an England keinesfalls mit Gewalt zu unterdrücken. Er schlug der Regierung in Wien vor, sich für Realisierung und Verwirklichung eines türkisch-arabischen Stammes einzusetzen, wobei seiner Meinung nach den Arabern eine gewisse Autonomie
zugestanden werden solle. Als die Türken am 2.1.1914 den Engländern den Krieg erklärten, reiste Musil nach Damaskus ab, um die Stämme an ihre Pflichten als Untertanen des osmanischen Reiches zu erinnern. Am 1.12. 1914 teilte er der k.u.k. Regierung
mit, die arabischen Stämme würden im Fall einer "Operation Suezkanal" die deutsch - österreichische Seite nicht unterstützen.
1917 griffen die Engländer das osmanische Reich an und General Allenby, der den Grundstein für den späteren Sieg gesetzt hatte, betrat am 11.12.1917 Jerusalem durch das Jaffator.
Zu dieser Zeit hatte Musil Arabien bereits für immer verlassen.
Heinrich August Meissner
*3.1.1862 Leipzig
*14.1.1940 Istanbul
Erbauer der Hedschas Bahn, die Damaskus mit den Heiligen Städten verbinden sollte, allerdings nur bis Medina gebaut wurde. 1908 wechselte Meissner zur Bagdadbahn, die zur
Unterstützung des türkischen Vorstoßes gegen das britische Protektorat konzipiert war.
Sir John Bagot Glubb (Glubb Pascha)
*16.4.1897
+17.3.1986
John Bagot Glubb wurde an der königlichen Militärakademie ausgebildet und ging nach
seinem Dienst im 1. Weltkrieg in den Irak. Dort lernte er arabisch und wohnte mit den Beduinen. Sie gaben ihm den Spitznamen Abu Hunaik = Vater des kleinen Kinns (im 1.
Weltkrieg hatte er einen Kieferbruch erlitten).
Später wurde er der Arabischen Legion in Transjordanien zugeteilt, wo er feststellte, dass eines der größten Probleme des neugegründeten Staates Jordanien die Integration der Beduinen war, die sich immer wieder gegen die Regierung Abdallahs auflehnten. Anstatt sie zu bekämpfen und die Aufstände niederzuschlagen, integrierte Glubb sie in der „Arab Legion". So gelang es ihm, der bald den Namen „Glubb Pash" trug, sie zu treuen Anhängern des Staates zu machen.
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs quittierte er den Dienst in der britischen Armee, um sich ohne Einfluss Englands gänzlich in den Dienst des jordanischen Königs zu stellen.
Unter seinem Kommando wurde das Royal Desert Corps zu einer disziplinierten und schlagkräftigen Beduinentruppe, die einzige arabische Armee übrigens, die am Tag des Waffenstillstandes im Konflikt von 1948 mit Stolz auf ihre Leistungen zurückblicken
konnte. Die Syrer waren über den oberen Jordan zurückgeworfen worden und Ägypten hatte die Negev Wüste nicht besetzen können, aber Transjordanien hatte den wichtigsten Teil Jerusalems mit dem Felsendom für sich gewonnen.
Unter dem Druck des zunehmenden arabischen Nationalismus entließ König Hussein Glubb Pascha aus seinem Amt und bat ihn, das Land zu verlassen.
Nach fast 40 Jahren kehrte er nach England zurück, wo er 1986 in Mayfield verstarb.
Thomas Edward Lawrence ( Lawrence von Arabien)
*15.8.1888
+19.5.1935
T.E. Lawrence wurde im walisischen Tremadoc geboren und nahm als Archäologe an Ausgrabungen in Anatolien und Syrien teil. Im ersten Weltkrieg trat er als britischer Agent in den Dienst des Arab Bureau in Kairo. 1916 knüpfte er Kontakte zum Emir von Mekka und organisierte, unterstützt von dessen Sohn Feisal, den von England geschürten Aufstand der Araber gegen die Türkenherrschaft. Lawrence, der sich zunehmend mit dem arabischen Freiheitsideal identifizierte, wurde dabei selbst zu einem Sohn der Wüste, trug Burnus und Krummsäbel, nahm die Gewohnheiten der Wüstenbewohner an und ertrug wie sie das mörderische Klima, die Qualen des Durstes, die Entbehrungen und die Strapazen der endlosen Kamelritte.
Durch sein Buch "Die sieben Säulen der Weisheit" und den "Film Lawrence von Arabien",
erscheinen seine Taten wesentlich bedeutungsvoller, als sie tatsächlich waren. Sein Arabisch war lediglich rudimentär- er sprach mit den Arabern englisch oder mit Hilfe von Dolmetschern. In seiner Rolle als Kommandeur folgte er den Ratschlägen eines Häuptlings der Howejtat Beduinen namens Awdes und seine Anhänger folgten ihm nicht wegen seiner Persönlichkeit, sondern verließen ihn rasch, als der Geldstrom versiegte.
Die meisten der Fähigkeiten, die ihm zugeschrieben werden, hatte eigentlich Alois Musil.
1922 trat er aus dem Kolonialdienst aus, verschenkte sein ganzes Vermögen und trat unter dem Namen T.E. Shaw als einfacher Soldat in die britische Luftwaffe ein, wo er bis 1935 diente. Schwere Schuldgefühle, die ihn bis zu seinem Tode nicht verließen, plagten
ihn, da er gewusst hatte, dass trotz aller Versprechungen der nördliche arabische Raum gemäß dem geheimen Sykes-Picot Abkommen in britische und französische Einflusszonen aufgeteilt werden würde. 1935 erlitt er einen schweren Motorradunfall, an dessen Folgen er wenige Tage später verstarb.